Wach- und Sicherheitsdienste Berlin-Brandenburg

Spielen die Arbeitgeber mit dem Feuer?

GWD-Tarifinfo vom 15.1.2016

Spielen die Arbeitgeber mit dem Feuer?

Liebe Kolleginnen und Kollegen,


am Montag dieser Woche (11. Januar 2016) fand ganztägig die zweite Tarifverhandlung mit dem Arbeitgeberverband BDGW und den dort organisierten bekannten Arbeitgeber-Vertretern statt.


Die Arbeitgeber unterbreiteten ein schizophrenes Angebot. Einerseits sagen sie „das Angebot wird Sie [also uns] nicht glücklich machen“, andererseits „nehmen Sie die ausgestreckte Hand an“. Das Angebot wurde von der Arbeitgeberseite mit den Worten untermauert, dies sei das letzte Angebot, „ein besseres bekommen Sie auch nach dem achten Streiktag nicht“. Die ver.di-Tarifkommission hat sich die Frage verkniffen, ob dies denn am neunten Streiktag der Fall sei. Unterm Strich, wurde das neue Angebot nur in ganz wenigen Punkten graduell verbessert.


Auch wenn aus diesen Zeilen etwas Sarkasmus mitschwingt, möchten wir nicht verschweigen, dass die Verhandlungen erneut in einem sehr offenen und sachlich, wie konstruktiven Rahmen stattfanden.
Wir hoffen sehr, dass die Arbeitgeber nicht mit dem Feuer spielen und uns am nächsten Verhandlungstag (25. Januar) ein annehmbares Angebot unterbreiten. Dies dürfte dann erst mal die vorerst letzte Tarifverhandlung sein. Denn eines möchte die Tarifkommission hier klarstellen: wir wollen einen zeitnahen Tarifabschluss.
Wir verzichten vorerst das jetzige Tarifanbot der Arbeitgeber (obwohl als „letztes Angebot tituliert“) den organisierten Beschäftigen zur Abstimmung zu stellen; kündigen aber bereits hier an, dass wir dies mit dem Verhandlungsstand am 25. Januar machen werden.


Mit besten Grüßen


Eure ver.di Landestarifkommission
Geld- und Wertdienste in Berlin-Brandenburg

 

Das aktuelle Arbeitgeberangebot:

  • Die Arbeitgeber sind bereit die betrieblichen Angestellten in den Geltungsbereich unseres zukünftigen regionalen Manteltarifvertrages aufzunehmen. 
  • Es soll eine Schutzklausel für bestehende günstigere vertragliche Regelungen geben. 
  • Die Arbeitgeber bieten anstelle unseres geforderten Urlaubsgeldes eine Erhöhung der im Bundesrahmentarifvertrag geregelten Anwesenheitsprämie von 10 Cent ab 2017 an. 2016 soll es nun doch auch etwas geben: eine Erhöhung um 5 Cent:
  1. 2016 (anstelle der auf der Bundesebene tarifierten 20 Cent) 25 Cent > real: 433 Euro / Steigerung um 87 Euro/brutto
  2. 2017 (anstelle der auf der Bundesebene tarifierten 20 Cent) 30 Cent > real: 519 Euro / Steigerung um 173 Euro/brutto
  3. Diese zusätzlichen Zahlungen sollen auf bereits gewährte Jahressonderzahlungen (gem. Betriebsvereinbarungen oder Tarifvereinbarungen wie bei Prosegur) voll angerechnet werden. Dies würde aufgrund der niedrigen Erhöhungen hier für die Kolleg_innen bei Prosegur sogar eine Nullrunde bedeuten. Auch wenn es keine Anrechnung mehr von Zuschlägen bei ZIEMANN geben soll, bleibt die Erhöhung auch hier weit hinter unsere Forderung. 
  • Bei den Zeitzuschlägen gibt es Einigkeit bei den Mehrarbeitszuschlägen von 25 %; strittig ist jedoch, ab wann die Zuschläge gezahlt werden sollen. Unserer Forderung die Zahlung ab der ersten Mehrarbeitsstunde am Tag zu leisten, hielten die Arbeitgeber das Angebot entgegen ab der 194. Stunde in 2016 und ab der 192. Stunde in 2017 den Zuschlag zu gewähren. Anstelle des Sonntagsarbeitszuschlags von 50 % wollen die Arbeitgeber lediglich 30 % gewähren. Die Nachtarbeitsstunde soll ab 2016 mit einem Zuschlag nun von 10% (anstelle von 7,5% im Dezemberangebot) und in 2017 von 12,5% (anstelle von10 % Dezemberangebot) zusätzlich vergütet werden; auch hier ist der Abstand zu unseren geforderten 25 % weiterhin immens. Auch fängt die Nacht bei den Arbeitgebern erst um 22 Uhr und nicht wie bei uns um 20 Uhr an. Arbeit in geplanten Freischichten wollen die Arbeitgeber überhaupt nicht zusätzlich vergüten. Die Arbeitgeber sind bereit die gesetzlichen Feiertage um den Oster- und Pfingstsonntag zu erweitern. An Weihnachten und Silvester soll es aber erst ab 14 und nicht ab 12 Uhr frei geben.
  • Die Arbeitgeber sind nicht bereit eine Gefahrenzulage, wie von uns gefordert in Höhe von 25 % in der Dunkelheit, zu zahlen. Die Arbeitgeber legen Wert darauf festzustellen, dass sie für diese Arbeit kein zusätzliches Geld von den Auftraggebern kassieren. Da die Tarifkommission keinen Einblick in die Verträge hat, werden wir die Behauptung zurücknehmen; werden jedoch auch nicht das Gegenteil behaupten können. Die Arbeitgeber verweisen darauf, dass Überfälle relativ selten passieren. Der technische Schutz würde ständig verbessert werden.
  • Die Arbeitgeber haben sich bereits in der Sondierung für eine Absicherung der Beschäftigten in Risikofällen ausgesprochen. Auch wenn Sie noch kein konkretes Versicherungsangebot für eine Gruppenunfallversicherung vorliegen haben, sicherten sie nun zu, bereits vorab eine Abschlussverpflichtung zu unterzeichnen. Die Gruppenunfallversicherung soll als Rahmenvertrag zwischen dem Arbeitgeberverband BDGW und der Versicherung abgeschlossen werden. Die einzelnen Unternehmen (bspw. ZIEMANN bundesweit!) würden die Versicherungsleistungen dann abschließen.
  • Der Anspruch von bezahlten Rüstzeiten soll deklaratorisch in den Tariftext aufgenommen werden. Anders sieht es bei den bezahlten Umziehzeiten aus. Die Arbeitgeber halten es für normal, dass die Beschäftigten sich zuhause die Unternehmensbekleidung anziehen. Wer dies nicht möchte, könne dies gerne im Unternehmen tun, jedoch ohne Bezahlung. Dass es nicht im Eigeninteresse des Beschäftigten sein könne, eine uniformähnliche Bekleidung in der Öffentlichkeit zu tragen und damit auch ungewollt Rückschlüsse auf die Arbeitsstätte zu geben, ließen sie nicht gelten. 
  • Beim Jubiläumsgeld, bieten die Arbeitgeber eine Staffelung an: 10 Jahren - 150 Euro, 20 Jahren - 500 Euro (zuvor 400 Euro), 30 Jahren - 1.000 Euro und 40 Jahre 1.500 Euro. Wir halten diese Geldbeträge und auch die Jahresstaffelung für eine wertschätzende Anerkennung noch für zu gering. Die erste Stufe soll bereits bei 5 Jahren liegen. Die vorderen Stufen sollen erhöht werden. 
  • Eine Gesundheitszulage in Höhe der von uns geforderten 80 € im Monat je Beschäftigten für Aufwendungen zur Erhaltung und Förderung der Gesundheit können sich die Arbeitgeber nun gar nicht mehr vorstellen. Auch die Dezemberidee sie an eine etwaige Krankenquote zu koppeln, wurde nicht wieder vorbracht. 


Fazit. Wir sind noch sehr weit von unseren Zielen und dem Abschluss eines Manteltarifvertrages in unserer Region entfernt.

Hier findet ihr die aktuelle Pressemitteilung der Arbeitgeberseite.